Zahnarzt Dr. Michael Brust

Glasfaser-Nano-Komposite in der modernen Zahnmedizin

Natürliche Zahnsubstanz erhalten

Eine innovative Entwicklung aus Finnland ermöglicht es, Zahnersatz wie Kronen und Brücken direkt im Mund herzustellen.
Moderne, glasfaserverstärkte Komposite eröffnen eine Vielzahl neuer, minimalinvasiver Behandlungsmöglichkeiten in der Zahnmedizin.

Diese Verfahren sind nicht nur in einer einzigen Behandlungssitzung durch rein additive Maßnahmen umsetzbar, sondern auch reversibel und bei Bedarf einfach reparabel. Die Kombination aus Glasfasern und Kompositmaterialien erlaubt eine breitgefächerte Anwendung, insbesondere im Bereich der präventiven, ästhetischen und rekonstruktiven Zahnheilkunde.

Vor allem in Skandinavien – allen voran Finnland, wo diese Materialien vor rund 35 Jahren entwickelt wurden – ist der Einsatz wesentlich weiter verbreitet als im deutschsprachigen Raum.

Mit diesen Materialien lässt sich der Lebenszyklus natürlicher Zähne deutlich verlängern, da viele Zähne, die früher durch Brücken, Implantate oder Extraktionen ersetzt worden wären, heute erhalten werden können.

Ein wesentlicher Grund, warum diese Techniken in Deutschland bislang kaum Anwendung finden, liegt in der veralteten Gebührenordnung der gesetzlichen Krankenversicherungen. Seit etwa 40 Jahren hat sich an deren Struktur wenig geändert. Sie sieht keine Honorierung für direkt im Mund gefertigten Zahnersatz vor – ein klarer Nachteil für minimalinvasive und wirtschaftliche Therapieansätze.

Materialeigenschaften und Herkunft

Glasfaserverstärkte Komposite sind bislang die einzigen synthetischen Materialien, die den biomechanischen Eigenschaften von Dentin oder Knochen in hohem Maße entsprechen.
Seit 1985 wurden sie – unter der Leitung von Prof. Vallittu an der Universität Turku – zunächst für zahntechnische Anwendungen entwickelt und später auch für die direkte Anwendung im Mund angepasst.

Die Materialien bestehen aus kurzen oder langen Glasfasern, die mit Kompositen kombiniert werden. Diese Struktur ähnelt der des natürlichen Knochens, der aus kollagenen Fasern mit eingelagerten Apatitkristallen aufgebaut ist – was dem Material ein vergleichbares biomechanisches Verhalten verleiht

In Finnland werden Glasfaser-Komposite inzwischen nicht nur in der Zahnmedizin, sondern auch als Knochenersatzmaterialien in der chirurgischen Orthopädie eingesetzt und weiter erforscht.

Ein einziger Quadratmillimeter Glasfaserstrang enthält zwischen 1.500 und 5.000 Nanoglasfasern.

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Anwendungsmöglichkeiten in der Zahnmedizin

Die Kombination von Glasfasern mit Nano-Kompositen ist derzeit die einzige Möglichkeit, auch größere Restaurationen wie Kronen und Brücken direkt im Mund mit guter mechanischer Belastbarkeit und langer Haltbarkeit herzustellen.

Beispiele für klinische Anwendungen:

  • Stark zerstörte, wurzelbehandelte Zähne können durch Glasfaserstifte aus dem Wurzelkanal heraus aufgebaut und anschließend mit einer im Mund gefertigten Krone versorgt werden. Die Kombination von kurzen Nanofasern (z. B. in Flow-Kompositen) mit langen Glasfasern erlaubt noch stabilere Zahn- oder Brückengerüste.
  • Prophylaktische Stabilisierung wurzelbehandelter, tief zerstörter oder durch Risse (z. B. durch Bruxismus oder Trauma) geschwächter Zähne.
  • Parodontologie: Stabilisierung gelockerter Zähne, Schließen von „schwarzen Dreiecken“ (interdentale Lücken), ästhetische Neugestaltung der Zahnformen.

Klassische Maßnahmen wie Inlays, Teilkronen oder vollkeramische Kronen lassen sich dadurch in vielen Fällen vermeiden. Zudem:

  • Andere Materialien wie Metall oder Zirkon müssen außerhalb des Mundes gefertigt werden, sind deutlich kostenintensiver und weisen keine Elastizität auf.
  • Diese Materialien erfordern meist ein irreversibles Beschleifen gesunder Zahnsubstanz.
  • Auch die stark gestiegenen Laborpreise sollten bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.

Vorteile von glasfaserverstärkten Kompositrestaurationen

  • Minimalinvasiv – kein oder kaum Substanzabtrag
  • Reversibel – bei Bedarf wieder entfern- oder änderbar
  • Direkt im Mund herstellbar – keine Laborkosten
  • Hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Sicher und schonend für Zahn und Gewebe
  • Schnell umsetzbar – oft in nur einer Sitzung

In Ländern wie Finnland werden Glasfaser-Komposite daher nicht nur in der Knochenchirurgie, sondern vor allem in der Zahnmedizin flächendeckend eingesetzt, um vermeidbare Extraktionen und aufwändige prothetische Versorgungen hinauszuzögern oder ganz zu umgehen.

Herausforderung in Deutschland

Leider ist die Anwendung dieser modernen, kostengünstigen und zahnschonenden Verfahren in Deutschland nicht mit der gesetzlichen Krankenversicherung abrechenbar. Die derzeitige Gebührenordnung erschwert minimalinvasive, direkt im Mund gefertigte Versorgungen erheblich. Deshalb ist diese Behandlung aktuell nur auf privater Basis möglich.

Fazit

Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft und der zunehmenden Bedeutung erhaltender Therapiekonzepte ist es bedauerlich, dass diese seit Jahrzehnten bewährten Techniken bis heute keinen Eingang in die deutsche Regelversorgung gefunden haben.

Dabei bieten sie ein enormes Potenzial:
Zur Verlängerung der Lebensdauer natürlicher Zähne, zur Vermeidung invasiver Eingriffe und zur signifikanten Senkung von Kosten – für Patienten und das Gesundheitssystem.

Dr. med. dent. Michael Brust

Dr. Michael Brust
  • Zahnarzt und Fachzahnarzt für Oralchirurgie
  • Über 30 Jahre Erfahrung
  • Experte für glasfaserverstärkte Komposite

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